Wie Wagenbauer Wimpff dem Fortschritt auf die Räder half
Selbst die anspruchsvollste Kundschaft zufrieden zu stellen, war für den Wagenbauer Wilhelm Wimpff, der seit dem Jahr 1838 in der Rosenstraße schaffte und schuftete, eine ganz alltägliche
Angelegenheit. Schon mit seinem Meisterstück, einer komfortabel gefederten Kalesche, hatte er einen königlichen Liebhaber seiner Handwerkskunst gewonnen. Württembergs allerhöchster Wilhelm, König Wilhelm 1., hatte das prachtvolle Gefährt für seinen hochherrschaftlichen Fuhrpark erstanden und zwar “persönlich”. Worauf der Herr Wimpff sein Firmenschild gleich im ersten Jahr seiner Geschäftstüchtigkeit mit dem werbewirksamen Zusatz “Königlicher Hoflieferant” hatte schmücken können. Doch auch bürgerliche Liebhaber der möglichst erschütterungsfreien Fortbewegung kauften gern beim Wagenbauer vom Bohnenviertel. Ein Dillinger Käse-Fabrikant etwa orderte imJahr 1885 ein Kutschenmodell der Marke “Victoria” und der Bierbrauer Schuler aus Nürtingen einen “Landauer”. Im Auftragsbuch fürs darauffolgende Jahr ist ein “Landauer” für das Königliche Bad-Hotel in Teinach verzeichnet, nach Mainz hatte der Meister Wimpff einen “Hotel-Omnibus” zu liefern. Ein wenig eigenartig aber mag dem Meister Wimpff jener Kunde erschienen sein, der am 18. August 1886 sein Kutschen-Magazin betrat. Äußerst gründlich schaute sich der gesundheitlich etwas angeschlagen wirkende Herr im Wagen-Lager um und strich sich dabei des öfteren nachdenklich den Knebelbart. Endlich schien er an einem Modell der Bauart “Americain” Wohlgefallen zu finden.